Warum Wärmewende?

Bislang stand die Wärme im Schatten des Strom- und Verkehrssektors und hat im Rahmen des Klimaschutzes nur wenig Beachtung gefunden. Zu Unrecht: Denn mit rund 60 % des Endenergieverbauchs stellt der Wärmesektor den größten Hebel für die Energiewende dar. Die Transformation des Wärmesektors ist somit essenziell für die Erreichung der Treibhausgas-Neutralität Deutschlands bis 2045. Was es braucht, um alle mitzunehmen und die Wärmewende sozial gerecht und nachhaltig umzusetzen, lesen Sie hier.

Größter Hebel der Energiewende

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Was in diesem Diskurs oftmals wenig Beachtung findet: Den größten zu bewegenden Hebel innerhalb der Energiewende stellt der Wärmesektor dar. Mit rund 60 % Endenergieverbrauch verursacht die Wärmeversorgung mit Raumwärme, Prozesswärme, Warmwasser oder Kälteenergie einen Großteil des Treibhausgasausstoßes in Deutschland. Gerade im Wohnungsbestand stammt die Wärmeenergie noch hauptsächlich zu rund 90 % aus fossilen Energiequellen.

Regional und saisonal Wärmeenergie schaffen

In der Erreichung einer klimaneutralen Wärmeversorgung spielen die Kommunen eine Schlüsselrolle: Da Wärme anders als Strom nicht ohne hohe Verluste über weite Strecken transportierbar ist, bedarf es lokaler und individueller Lösungen innerhalb der Kommunen. Um dies gewinnbringend voranzutreiben und sich dabei regional und saisonal für eine sichere Wärmeversorgung aufzustellen, ist die Entwicklung einer kommunalen Strategie notwendig – einschließlich der Identifizierung konkreter Umsetzungsmaßnahmen zur Deckung des künftigen Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien. Hier kommt als zentrales, strategisches Instrument die Kommunale Wärmeplanung (KWP) ins Spiel.

Weniger Verbrauch für mehr Sicherheit

Wasser, Wind, Sonne und Erdwärme können zwar unbegrenzt, aber nicht überall gleichermaßen genutzt werden. Es gilt also zu prüfen, welche erneuerbaren Energiequellen für die Wärmeversorgung vor Ort in Frage kommen und darum, wie zugleich der Energieverbrauch gesenkt werden kann. Denn je weniger Energie verbraucht wird, desto weniger muss „organisiert“ werden.

Change als Chance für regionale Wertschöpfung

In Zeiten von Personalmangel und Ressourcenknappheit erscheint eine stadtplanerische Transformation dieser Größenordnung zunächst als eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Mit der Kommunalen Wärmeplanung wird allerdings langfristig und nachhaltig ein großer Mehrwert für die Kommunen geschaffen: Durch die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen werden Kommunen unabhängig von Importen fossiler Energien und bieten ihren Einwohnenden langfristig Versorgungssicherheit. Think global, act local: Durch die Nutzung lokaler Ressourcen und das Zurückgreifen auf regionale Betriebe wird Planungssicherheit für öffentliche und private Investitionen geboten. Besonders die Energieversorgungsunternehmen sowie das lokale Handwerk profitieren hier. Weiterhin bietet die KWP einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Ansiedlungsentscheidungen sowie einen essenziellen Beitrag zur kommunalen Aufgabe der Daseinsvorsorge.

Blick über den Tellerrand

Nicht nur im überregionalen Erfahrungsaustausch zur KWP, sondern auch in der Organisation und in den Planungsschritten lohnt sich der Blick über den kommunalen Tellerrand. Bei einer interkommunalen Kooperation liegt insbesondere für kleinere Kommunen ein großes Potenzial in Synergieeffekten: Gemeinsam kann zum einen Fachpersonal finanziert werden, das als „Projektmanagement“ auch den Blick auf die gemeinschaftliche Perspektive behält. Zum anderen können regionale Wärme- und Abwärmequellen, Stromspeicher oder auch Wärmespeicher gemeinsam genutzt werden.

Planbarkeit in der Wärmeversorgung für die Bevölkerung

Der so erarbeitete kommunale Wärmeplan gibt den Hauseigentümerinnen mehr Planbarkeit. Er zeigt ihnen, wie sie ihre Häuser unabhängig von teurem importierten Gas und gleichzeitig klimaneutral heizen können. Um das besser einordnen zu können: Über die Hälfte (!) des deutschen Endenergieverbrauchs wird für Wärme verwendet. Entsprechend hoch sind die Treibhausgasemissionen und die Kosten für die gesamte Gesellschaft und für jeden Einzelnen. Im Rahmen einer KWP werden nicht nur die Bedarfe und Potenziale zum Einsparen und für die erneuerbare Wärmebereitstellung durch die Kommune ermittelt, sondern es werden auch Zielszenarien (mit und ohne Sanierungsraten der Gebäude, mit verschiedenen Wärmequellen und Möglichkeiten sozio-ökonomischer Entwicklungen) aufgestellt und abgewogen.

Gemeinsam sicher und durchdacht vorangehen

Statt dass sich jeder Hausbesitzende also alleine Gedanken machen muss, wie eine zukunftsfähige Wärmeversorgung des Gebäudes sichergestellt werden kann, bietet die Kommunale Wärmeplanung die Möglichkeit, strategische, gesamtkommunale Lösungen für das ganze Gemeindegebiet zu finden. Im Ergebnis des kommunalen Wärmeplans können auch Fördermittel sinnvoll eingesetzt werden. Auch davon profitiert jeder Hausbesitzer. So wird der der Weg zur Veränderung klar und planbar.
Und schließlich schaffen wir mit vielen erfolgreichen Wärmewenden in den etwa 10.700 Kommunen in Deutschland den größten Hebel der Energiewende gemeinsam umzulegen.