Wärmenetze errichten & betreiben
Schon während der Wärmeplanung – und erst recht nach ihrem Abschluss – stellt sich für Kommunen die Frage, wer Bau und Betrieb eines Wärmenetzes übernimmt, sofern die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind und entsprechende Flächen ausgewiesen werden. Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht zu den verschiedenen Betreibermodelle sowie eine Entscheidungshilfe.

Das Betreibermodell legt fest, wer Eigentümer und Betreiber der Anlagen wird. Es bildet damit den Rahmen, aus dem sich die Finanzierungsstruktur sowie mögliche Finanzierungsquellen ableiten lassen – und ist damit ein zentraler Erfolgsfaktor für die Umsetzung. Mögliche Betreiber von Wärmenetzen sind beispielsweise die Kommune selbst, private Energieversorgungsunternehmen, Bürgerenergiegenossenschaften oder eine Partnerschaft, bei der öffentliche und private Akteure gemeinsam Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb übernehmen.
Mit der Wahl des Betreibermodells beantwortet die Kommune grundlegende Fragen:
- Welchen Einfluss möchte sie langfristig behalten?
- Wer übernimmt die wirtschaftliche Verantwortung?
- Soll das Wärmenetz gemeinwohl- oder gewinnorientiert betrieben werden?
- In welchem Umfang soll Bürgerbeteiligung realisiert werden?
Das Video über Betreibermodelle aus dem KWW-Lotsenprogramm gibt bereits einen Überblick über die Unterschiede der einzelnen Umsetzungsoptionen. Ergänzend stellen wir die jeweiligen Betreibermodelle auf den Unterseiten detaillierter vor.
Neue Wärmenetze planen und umsetzen | KWW-Lotsenprogramm: Vertiefungswissen
Leitfragen zur Wahl des Betreibermodells
Diese Leitfragen zeigen Ihnen potenziell geeignete Optionen für den Aufbau & Betrieb eines Wärmenetzes in Ihrer Kommune:
Neben der Anzahl der Wärmeabnehmer ist insbesondere eine hohe Wärmeliniendichte entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines geplanten Wärmenetzes. Unter Wärmeliniendichte versteht man die Wärmeabnahme pro Länge des verlegten Leitungsnetzes – je höher dieser Wert, desto besser lassen sich die Investitions- und Betriebskosten decken. Dies gilt grundsätzlich für alle Betreibermodelle.
Renditeorientierte Betreiber – wie etwa private Energieversorger – sind jedoch in stärkerem Maße auf die Profitabilität des Netzes angewiesen.
Weniger renditeorientierte Modelle, beispielsweise Wärmenetzgenossenschaften, können hingegen auch bei geringerer Wärmeliniendichte ein wirtschaftlich tragfähiges Netz realisieren.
In Modellen mit Beteiligung der Kommune und unter Einbezug ihrer Gebäude lässt sich durch die Einbindung dieser Ankerkunden eine ausreichende Wärmeliniendichte sicherstellen, wodurch die Wirtschaftlichkeit des Netzes unterstützt wird.
Ja! Die Modelle privater Energieversorger, kommunaler Betrieb oder Wärmegenossenschaft kommen in Frage.
Nein! Sie können prüfen, ob eine Wärmegenossenschaft oder ein kommunaler Betrieb ohne hohe Gewinnerzielungsabsicht in Frage kommen.
Für Planung, Bau und Betrieb eines Wärmenetzes sind technisches, betriebswirtschaftliches und rechtliches Fachwissen erforderlich. Verfügt die Kommune bereits über diese Ressourcen, bietet sich ein kommunaler Eigenbetrieb oder ein Stadtwerk an, da hier die volle Steuerungsfähigkeit und Entscheidungskompetenz gewährleistet sind. Sind diese Kapazitäten nicht vorhanden, kann die Umsetzung durch einen privaten Energieversorger oder im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) erfolgen. Bei einer ÖPP werden privates Know-how und Managementerfahrung eingebunden, während die Kommune weiterhin strategisch mitentscheiden kann. So lässt sich ein hohes Maß an Professionalität sicherstellen.
Ja! Die Modelle kommunaler Eigenbetrieb oder Stadtwerk kommen in Frage.
Nein! Sie können prüfen, ob die Modelle privater Energieversorger oder öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) in Frage kommen.
Die Umsetzung eines Wärmenetzes ist kapitalintensiv und erfordert erhebliche Mittel, die über viele Jahre gebunden werden. Stehen der Kommune Eigenmittel sowie Zugang zu Fremdmitteln zur Verfügung, kann ein kommunaler Betrieb wirtschaftlich attraktiv sein, da die Wertschöpfung langfristig in der Kommune verbleibt.
Sind die finanziellen Mittel begrenzt, bietet sich eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) an, bei der Investitionslast und Risiken zwischen Kommune und privatem Partner geteilt werden.
Fehlen der Kommune gänzlich die finanziellen Möglichkeiten, ist die Umsetzung durch einen privaten Energieversorger sinnvoll, der über vielfältige Finanzierungsoptionen und Zugang zu Fremdkapital verfügt. Fördermittel (zum Beispiel aus der BEW-Förderung) können zusätzlich unterstützen und die Realisierung erleichtern.
Ja! Die Modelle kommunaler Eigenbetrieb oder Stadtwerk kommen in Frage.
Begrenzt! Prüfen Sie die Modelle öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) oder Wärmegenossenschaft.
Nein! Prüfen Sie die Umsetzung durch einen privaten Energieversorger oder eine Wärmegenossenschaft.
Eine aktive Bürgerschaft stellt einen wesentlichen Vorteil für den Aufbau eines Wärmenetzes dar. Projekte in Form von Wärmegenossenschaften ermöglichen eine breite Beteiligung, binden Kapital vor Ort und schaffen eine hohe Akzeptanz sowie eine entsprechend hohe Anschlussquote. Zudem arbeiten sie gemeinwohlorientiert und stärken die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem Projekt.
Besteht jedoch ein größerer Finanzierungs- oder Know-how-Bedarf, kann eine Kombination mit einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) sinnvoll sein, um Professionalität und Bürgerbeteiligung zu vereinen.
Ja, engagierte Bürgerinnen und Bürger oder eine bestehende Genossenschaft sind vorhanden. Die Wärmegenossenschaft eignet sich als Betreibermodell.
Ja, es gibt engagierte Bürgerinnen und Bürger, aber es sind zusätzliche Ressourcen erforderlich. Prüfen Sie eine Kombination mit einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP).
Nein, keine engagierte Bürgerschaft vorhanden. Prüfen Sie andere Betreibermodelle, zum Beispiel kommunaler Eigenbetrieb oder privater Energieversorger.
Kommunale Liegenschaften wie Schulen, Rathäuser oder Schwimmbäder eignen sich als Ankerkunden. Sie stabilisieren die Grundlast, erhöhen die Planungssicherheit und sind damit für jedes Betreibermodell von großem Vorteil. Im kommunalen Betrieb setzen solche Anschlüsse zudem ein sichtbares Signal und erhöhen die Anschlussbereitschaft im Quartier. Auch in Genossenschaften oder öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) stellen kommunale Ankerkunden einen wichtigen Vertrauens- und Wirtschaftlichkeitsfaktor dar.
Ja, kommunale Gebäude können angeschlossen werden. Prüfen Sie, ob ein kommunaler Eigenbetrieb oder ein genossenschaftliches Modell möglich ist. Eine öffentlich-private Partnerschaft wäre eine sinnvolle Alternative, falls Finanzierung oder Betriebskompetenzen geteilt werden sollen.
Nein, es sind keine kommunalen Gebäude verfügbar oder anschließbar. Sofern sich genügend private Anschlussnehmer finden lassen würde ein privates Betreibermodell in Frage kommen. Auch genossenschaftliche Modelle mit einer engagierten Bürgerschaft könnten die nötige Anschlussquote erreichen, um das Netz wirtschaftlich zu gestalten.
Das gewählte Betreibermodell bestimmt maßgeblich den kommunalen Gestaltungsspielraum. Ein kommunaler Betrieb bietet die größte Steuerungsfähigkeit – etwa bei Preisgestaltung, Netzausbau und strategischer Ausrichtung – geht jedoch mit dem vollen wirtschaftlichen Risiko einher. Eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) ermöglicht geteilten Einfluss und reduziert zugleich das Risiko.
Wird das Wärmenetz von einem privaten Energieversorger betrieben, liegt die betriebliche Verantwortung vollständig beim privaten Partner. Die Kommune hat nur eingeschränkten Einfluss, etwa über Konzessionsverträge, kommunale Wärmenetzplanung oder Aufsichtsfunktionen.
Ja! Ein kommunaler Betrieb kommt in Frage.
Teils, ein gemeinsamer Einfluss mit Risikoteilung ist ausreichend. Eine öffentlich-private Partnerschaft mit kommunaler Beteiligung kommt in Frage.
Nein! Eine Wärmegenossenschaft oder ein privater Energieversorger könnten geeignet sein.
Die aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger stärkt Akzeptanz, Vertrauen und Identifikation mit dem Wärmenetz. Genossenschaften sind das klassische Modell dafür: Sie ermöglichen demokratische Mitbestimmung und finanzielle Teilhabe. Auch in öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) kann Bürgerbeteiligung vorgesehen werden, etwa durch Anteilsmodelle oder Beteiligungsgesellschaften.
In einem kommunalen Betrieb ist die direkte Einbindung von Bürgerinnen und Bürger zwar geringer, jedoch kann durch transparente Kommunikation und Beteiligungsformate Vertrauen geschaffen werden.
Ja! Prüfen Sie das Modell Wärmegenossenschaft.
Teils, Bürgerinnen und Bürger sollen teilweise beteiligt werden. Eine öffentlich-private Partnerschaft oder kommunaler Betrieb mit Beteiligungsoptionen könnten sich eignen.
Nein! Ein kommunaler Eigenbetrieb oder privater Energieversorger kommen in Frage.
Grundlagen der Finanzierung von Wärmenetzen
Eine solide Finanzierung ist entscheidend für die Realisierbarkeit eines Wärmenetzes und seine langfristige Wirtschaftlichkeit. Kommunen, Stadtwerke oder private Betreiber benötigen dazu ein gutes Verständnis über Kapitalquellen, Kostenstrukturen, Fördermöglichkeiten und typische Risiken. Auf dieser Seite erhalten Sie einen Überblick zu den Grundlagen sowie eine Checkliste zur Finanzierung von Wärmenetzen.







